Donnerstag, 9. Mai 2013
HerzLos
Reiß mir das Herz heraus. Greif mit deiner Hand direkt durch meinen Brustkorb. Grab dir einen Weg zu meinem Herzen. Wühle mit deinen Fingern in meinem noch warmen Fleisch. Such das Herz. Wo ist es? Ah. Jetzt hast du es. Greif es richtig fest. Spann die Muskeln deiner Hand richtig an. Jetzt kannst du es herausziehen. Mach es langsam. Das tut mehr weh. Ganz, ganz langsam. Lass mich jeden Zentimeter spüren, in dem mein Herz meinen Körper verlässt. Blut. Blut ist warm und überall. Es riecht nach Eisen. Jetzt hast du es. Na endlich. Nichts pocht mehr in mir. Aber du hast es geschafft. Ich habe mich nicht dagegen gewährt. Ich wurde dafür gemacht. Mein Herz zuckt noch ein bisschen. Aber dich stört es nicht. Jetzt hast du mir wirklich das Herz rausgerissen. Als du es das erste Mal getan hast, war es schlimmer. Da hast du mir nicht nur mein Herz, sondern auch meine Seele, meine Gefühle und meine Hoffnungen genommen. Mehr noch, all meine Liebe hast du mit mir genommen. Danach habe ich nichts mehr gefühlt. Der Schmerz hat meine Empfindungen betäubt. Jetzt, die körperlichen Schmerzen. Sie waren ein Witz dagegen. Fast so lustig, dass ich hätte lachen können. Aber ich war nicht mehr in der Lage frei zu lachen. Das hatte ich verlernt. Lachen weil die Gesellschaft es verlangt, ja. Das konnt ich. Aber du hast etwas in mir geweckt und es mir etwas später genommen. Jetzt gehört dir mein Herz. Behalt es. In einer Schachtel. Denk ab und an an mich. Nicht immer. Das würde mich auch nerven. Aber manchmal.
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